Marketing ohne Print? Ein riskantes Spiel (mit der Reichweite).

Expertenmeinung Dirk Seidler

79 Prozent der Verbraucher*innen lesen mindestens einmal pro Woche Prospekte, so eine Umfrage des Handelsblatt. Mehr noch: Laut Marktforscher Andreas Riekötter, der in einem aktuellen Artikel zitiert wird, erreichen gedruckte Prospekte nicht nur zwei Personen pro Haushalt, sondern werden im Vergleich zu Alternativen auch glaubwürdiger eingeschätzt und regen stärker zum Kaufen an. 

Marketing-Mix ohne Print?

Gedruckte Prospekte erreichen mit einer hohen Auflage sehr viele Menschen und haben eine starke emotionale Wirkung auf die Verbraucher*innen. Sie bieten eine haptische Erfahrung und werden, wie auch Riekötter erwähnt, oft in Haushalten weitergegeben, was ihre Sichtbarkeit erhöht. Zudem erreichen Printmedien auch Bevölkerungsgruppen, die weniger internetaffin sind und garantieren somit eine umfassende Abdeckung der relevanten Zielgruppe. 
Studien zeigen, dass viele Verbraucher*innen gedruckte Informationen als vertrauenswürdiger empfinden als digitale Inhalte. Prospekte ermöglichen es den Kund*innen, Angebote in Ruhe zu durchstöbern und zu vergleichen – das bereichert das Einkaufserlebnis. 
Ein integrativer Marketingansatz, der sowohl Print- als auch digitale Medien umfasst, bietet zahlreiche Vorteile. Digitale Kanäle ermöglichen eine personalisierte Ansprache und zeitnahe Kommunikation, während Printmedien durch ihre physische Präsenz und Beständigkeit punkten. Diese Kombination maximiert die Reichweite und erhöht die Kundenbindung.  Auch bietet dieser Mix eine Möglichkeit, um an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Situationen mit der Kundschaft in Kontakt zu kommen. Diese Touchpoints sorgen wiederum für mehr Aufmerksamkeit rund um die eigene Marke, was zu gesteigerten Umsätzen führen kann.
Die Verbindung von Print und Digital vervielfacht die Möglichkeiten der Kundenansprache: So leiten QR-Codes in Prospekten die Kund*innen beispielsweise zu weiterführenden Informationen über Produkte, zu Online-Angeboten oder zur digitalen Kundenkarte in der App weiter. Diese Verknüpfung fördert das Multichannel-Marketing und ermöglicht es dem Einzelhandel, seine Kund*innen nahtlos über verschiedene Plattformen hinweg zu begleiten und regelmäßig zu erreichen.
Oft fließt in diese Diskussion das Thema Nachhaltigkeit ein: Der Glaube, dass für Druckprodukte ganze Wälder abgeholzt werden, hält sich hartnäckig. Die Frage, ob Druckprodukte überhaupt nachhaltig sein können, schließt sich direkt an. Hier ist Entwarnung angesagt: Dank recyceltem Papier und der Einhaltung strenger Normen und Umweltschutzkriterien ist die Branche regulierter und besser überwacht als vermutet. Dieser Aspekt wird in der Debatte oft vergessen. 

Ein abgestimmter Marketing-Mix der die Stärken von Print und Digital vereint, erreicht eine breite Kundenbasis und fördert langfristigen Erfolg.

Dirk Seidler, Leiter Key Account Management

Fazit

Der Verzicht auf gedruckte Werbeprospekte mag kurzfristig Druckkosten sparen, doch der vollständige Umstieg auf digitale Medien birgt Risiken. Ein ausgewogener Marketing-Mix, der die Stärken von Print und Digital geschickt kombiniert, bietet die beste Möglichkeit, viele Menschen mit den Werbebotschaften zu erreichen und langfristig erfolgreich zu sein.